Wormbach und das Geheimnis der Tierkreiszeichen

Kapitel 6.4.a

An dieser Stelle möchte ich noch einmal deutlich machen, das meine Deutung von Symbolen und Figuren und ihrer gegenseitigen Anordnung einen künstlerisch gestalteten (d.h. erlaubterweise sachlich unscharf bleibenden) Wegweiser zum Auffinden von Daten im Osterkreis darstellen könnten.
Es handelt sich hier gewiss nicht um einen in der Praxis eingesetzten „Kalender“. Auch sollte jedem Bewusst sein, das bereits zur Zeit der Erstellung der Kirche nach dem “Computus” (Rechentabellen) die Lage des Osterfestes bestimmt wurde. Das Septuagesimae-Datum kann vom Datum des Ostersonntag einfach gefunden werden, in dem man 63 Tage oder 9 Wochen abzieht. Was der Beobachter optisch erkennt, wurde von mir als Sinn-Deutung ergänzt und wie hier erklärt in einen Wegweiser zum Auffinden von Septuagesimae gewandelt.

Um die im Folgenden erklärten Zusammenhänge verstehen und richtig einordnen zu können sei betont, das hier unterschieden werden muss zwischen einem in der Praxis angewendeten Gebraucht des Coputus und des realen astronomischen Ständen der Gestirne. Diese Betrachtungen und Berechnungen auf eine astronomische Weise weicht vom gebrauch eines Computus ab. Das Ergebnis aber ist dann wieder gleich. Dies ist begründet im Aufbau und der Funktion des Computus, welcher das Jahr als aus 365 Tagen bestehend betrachtet. Ferner sind die Abstände der Vollmondtage in 29 und 30 Tagesabständen gleichgefasst. Von daher gibt es zum astronomischen Stand der Himmelskörper rechnerische Unterschiede.

Als Vergleichsquelle darf ich auf die Internetseiten von Herrn Siegfried Wetzel verweisen, welcher dort die in der Praxis angewendeten Hintergründe und Berechnungen rund um das Osterfest ausführlich beschreibt. Auch erklährt Herr Wetzel die Ableitung von Septuagesimae auf der Basis des Coputus.

Hier der Link zu einer Microsoft- Exceltabelle mit den eingetragenen Daten.

1. Die einem Kalender innewohnende astronomischen Verhältnisse

Bei der Berechnung des Osterfestes müssen die gesetzten Ostergrenzen eingehalten werden. Die Herausforderung besteht darin, im Vorfeld des Osterfestes möglichst zum Jahresbeginn am 1. Januar das "Mondalter" genau zu berechnen. Mathematisch sind es im Normaljahr 79 und im Schaltjahr 80 Tage vom 01. Januar bis zum 21. März 0:00 Uhr der Tag- und Nachtgleiche. In diesem Zeitraum von 80 Tagen wird der Mond die Erde (80 Tage / 29,53 Tage (29 Tage, 12 Stunden und 43 Minuten)) = 2,7 mal umrunden. Je nachdem in welcher Mondphase (Mondalter) er sich zu Jahresbeginn befindet, können es drei oder auch vier Vollmonde bis ersten Frühlingsvollmond nach dem 21. März sein.

Ein weiteres Problem ist, dass wir uns nicht der normalen Mathematik bedienen können, da wir mit Variablen (Symbolen) arbeiten.
Wir suchen also eine Möglichkeit, wie dies anhand von Variablen angezeigt werden kann. Dazu habe ich ein Astronomieprogramm als Vergleich genutzt.

Die Schlüssel 1 und 2 im Buch deuten bereits auf dieses Problem hin. Man suchte also eine Möglichkeit anhand, von Variablen wichtige Grenzen am Anfang des Jahres bereits fest zu legen.

  • Einen abnehmenden Mond, wenn Sonne und Mond im Steinbock stehen,
  • einen Vollmond nach dem 18. Januar wenn die Sonne im Wassermann und der Vollmond im Löwen steht.

Es gibt also einen Neumondtag, welcher sehr wichtig ist. Dies ist mathematisch der 6. Januar.

75 Tage (21. März – 6. Januar) = 1/5 des Jahreslaufes (365 Tage / 5 = 75 Tage)

Nimmt man einen Neumond vor oder auf diesem Stichtag, so liegt der 3. Vollmond vor oder auf der Datumsgrenze des 21. März. Will man dies aber bereits am 1. Januar zum Jahresbeginn berechnen, muss man den Mondstand fünf Tage zuvor betrachten. Ist es ein Schaltjahr, ist der Mondlauf von sechs Tagen zu kompensieren. Der Mond wandert jeden Tag um etwa 13° zur Sonne. Will man nun fünf bzw. sechs Tage vor der Neumondgrenze messen, so muss der abnehmende Mond fünf bzw. sechs mal 13° rechts vor der Sonne stehen. Liegt er zwischen 0° und 6 x 13° = 78° , so ist vor bzw. auf dem 6. Januar Neumond. Dann müsste man also einen Mondlauf weiter warten da der 3. Vollmond vor oder auf dem 21. März liegen würde. Befindet sich der Mond am 1. Januar nicht innerhalb dieser Grenze, so wird der 3. Vollmond in die Zeit nach dem 21. März fallen.
Mondphasen
Hier liegt der Neumond nach dem 6. Januar. Ostersonntag wäre hier der Sonntag nach dem 3. Vollmond im März.


Mondphasen1
Hier liegt der Neumond knapp vor dem 6. Januar. Ostersonntag wäre hier der Sonntag nach dem 4. folgenden Vollmond.

Die mögliche praktische Mondalterbestimmung:
Um nun neben dem Schaltjahrproblem von einem zusätzlichen Tag den Lauf des Mondes von Mitternacht an bis zum Sonnenaufgang zu kompensieren sollte das Mondalter bei Sonnenaufgang am 1. Januar gemessen werden.

 

Um nun noch den Winkel zwischen Sonnenaufgang und Erscheinen der Sonne am Horizont zu eliminieren konnte man zusätzlich noch den Standort des Mondes vor einem Tierkreiszeichen als Grenze nehmen. Dies ist das Tierkreiszeichen der Waage. Befindet sich also der Mond zwischen dem Tierkreiszeichen der Waage und der Sonne, welche im Tierkreiszeichen des Steinbock steht, so ist der Mond im relevanten Zeitraum und es sind 4,5 anstatt 3,5 Mondläufe bis zum ersten Frühlingsvollmond nach der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche. So gelingt es mit Variablen jenseits der Mathematik die Anzahl der Vollmonde zum Osterfest zu bestimmen. Am Sonntag in der Nähe des nun folgenden 1. Vollmondes beginnt die Vorfastenzeit.
Genau das könnte uns in der Gebrauchssymbolik des Speerträgers angezeigen.

Mond

Hier ist der Sternenhimmel am 1.1.1231 um 9 Uhr morgens abgebildet. Der Mond ist nahe der Venus. Die Sonne befindet sich im Tierkreiszeichen des Steinbock. In der Bildmitte ist der Skorpion zu erkennen. Etwas nach Osten versetzt das Tierkreiszeichen der Waage.

Betrachten wir nun die symbolische Aussage des Speerträgers mit dieser Konstellation näher und versetzen uns selbst in die Lage.
Richtungen

Im Skorpion stehend streckt der Speerträger seine rechte Hand gen Süd- Süd-Ost zur Waage. Die Blickrichtung ist zur Sonne gerichtet. Sieht er nun den Mond zwischen rechtem und linkem Arm, muss man noch einen Mondlauf weiter warten (3 Vollmonde bis zum Frühlingsvollmond nach dem 21. März). Ist der Mond nicht zwischen Sonne und Waage, so sind es zwei Vollmonde.

Hier weist uns der Speerträger möglicher Weise die Grenzen bereits am 1. Januar auf.

Vergleichen wir in der astronomischen Tabelle die Mondstände von 1234 und 1239 miteinander, so erkennen wir die Eckpunkte besser.

Am 1. Januar 1234 ist Neumond. Der Vollmond nahe dem 21. März ist am 17. März. Man muss also 4 Mondläufe warten zum Vollmond nach dem 21. März.
Am 7. Januar 1239 ist Neumond. Der Vollmond ist am 21. März. Hier hat der Mond die Neumondgrenze des 6. Januar überschritten. Es sind 3 Mondläufe zum Frühlingsvollmond.
Dieser Unterschied von sechs Tagen im Vorfeld macht es aus, dass man recht gut astronomisch abschätzen kann, ob der erste Frühlingsvollmond vor oder nach der Grenze des 21. März stehen wird. In 7,5 Tagen bewegt sich der Mond um etwa ein Viertel des Himmels. Dieser Bereich wird vom Speerträger symbolisiert.
Letztlich wurde unter Papst Gregor I der neue gregorianische Kalender eingeführt. Er ist im Grunde eine verbesserte Variante des alten julianischen Kalenders. Dennoch nutzen andere christliche Kulturen heute noch den alten julianischen Kalender.

Die Schlüssel 3 und 4
Bei genauer Betrachtung der Schlüssel 3 und 4 fällt auf, dass ich hier auf die zusätzlichen Hinweise der Betrachtungszeit verzichtet habe. Man könnte für den Schlüssel 3 auch schreiben: "Befindest du dich im Zeichen des Stier, so achte auf den Löwen." Für den Schlüssel 4 könnte es heißen: "Befindest du dich im Skorpion, so achte auf die Waage". Das mit dem im Skorpion stehen habe ich bereits erklärt. Betrachten wir vom Wassermann aus die Kirchendecke, so fällt auf, dass man Sonne, den Mönch und den Speerträger richtig herum stehend sehen kann. Hier ist also der Zeitpunkt, um die beiden Schlüssel (3 und 4) gleichsam zu betrachten. Folgen wir dem Dreizack des Wassermannes, so weist dieser ebenso auf das Tierkreiszeichen des Löwen.

Wie am Anfang, so am Ende
Die figürliche Darstellung des Speerträgers weist uns nicht nur auf den Anfang, sondern ebenso exakt auf das Ende der Osterzeit hin. Der erste Frühlingsvollmond steht astronomisch immer vor dem Tierkreiszeichen der Waage und ist astronomisch auf den 15.Aprill begrenzt.
Dies könnte als das Weisen der rechten Hand des Speerträgers auf das Tierkreiszeichen der Waage als begrenzung des astronomischen Mondstandes gedeutet werden.

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